Heft Nr. 30, August 2008

Zum Titelbild:
Mit viel Kreativität engagierten sich Jungendliche auf der UN-Biodiversitätskonferenz für den weltweiten Natur- und Artenschutz.

Foto: G. Laukötter

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Aus der NUA

Tag der offenen Tür

LANUV präsentierte sich erstmals der Recklinghäuser Öffentlichkeit
Am 15. Juni veranstaltete das LANUV in Recklinghausen seinen ersten Tag der offenen Tür. Mit einem umfangreichen Programm konnte sich das Haus bei strahlender Sonne der Öffentlichkeit vorstellen. An über 60 Ständen wurden die vielfältigen Aufgaben der Behörde dargestellt und die Besucher zum Mitmachen angeregt. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg und LANUVPräsident Dr. Heinrich Bottermann.

Für die zahlreichen Besucher gab es eine Vielzahl attraktiver Angebote: So konnten sie Lebensmittel probieren, Pflanzen bestimmen, Messfahrzeuge besichtigen, Laubfrösche und vieles mehr bestaunen oder ihr Brunnenwasser auf Nitrat untersuchen lassen. Für Schulkinder bot das Infomobil Wissenswertes zum Thema Milch an. Die NUA beteiligte sich am Programm unter anderem mit dem LUMBRICUS, dem „Bodenkino“ und Führungen durch das NUA-Tagungshaus. (G.Hellmann)

Tag gegen den Lärm

Kooperation mit der Stadt Münster

Auch 2008 gestaltete die NUA – dieses Mal in Zusammenarbeit mit der Stadt Münster – einen Aktionstag im Rahmen des „Internationalen Tags gegen den Lärm 2008 – International Noise Awareness Day“. Ein vielfältiges Angebot erwartete die Besucherinnen und Besucher am 16. April 2008 auf dem Lambertiplatz in Münster. In ihrer Begrüßungsrede wies Bürgermeisterin Karin Reismann auf die Maßnahmen der Stadt Münster zur kommunalen Lärmminderungsplanung hin. NUALeiter Horst Frese hob die Aktivitäten des Landes zur EU-Umgebungslärmrichtlinie, insbesondere das neue Landesportal www.umgebungslaerm.nrw.de, hervor.



Besonderes Augenmerk erweckte der riesige Erlebnistruck „Faszination Hören“, der auf anschauliche Weise das Hören sowie Schädigungen des Ohres greifbar machte. Für Schülerinnen und Schüler aus Münster führte der LUMBRICUS seinen Lärmkurs mit Messungen und dem Erstellen einer Lärmkarte durch. An vielen Infoständen stand darüber hinaus besonders die Zunahme von Hörschädigungen durch Freizeitlärm bei Jugendlichen (mp3-Player, Disko, Rockkonzerte) im Vordergrund. (D. Schruck)

BANU-Konferenz in der NUA

Zur diesjährigen Frühjahrskonferenz trafen sich vom 16. bis 18. April Vertreterinnen und Vertreter des Bundesweiten Arbeitskreises der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz (BANU) in der NUA. Schwerpunkt der Beratungen war das Thema „Zertifizierungen in der Umweltbildung“. Im Bild die Vertreterinnen und Vertreter der Akademien (von links nach rechts): Friedrich Wilhelm Georg (Hessen), Jürgen Blucha (Schleswig-Holstein), Peter Sturm (Bayern), Albert Langsdorf (Hessen), Karin Blessing (Baden-Württemberg), Bernhard Neugirg (Hessen), Susanne Eilers (Niedersachsen), Claus-Peter Hutter (Baden-Württemberg), Horst Frese (NRW), Roland Horne (Rheinland- Pfalz), Christa Reichard (Sachsen), Andrea Mack (Brandenburg), Dr. Hans-Joachim Gericke (Sachsen), Tom Polte (Mecklenburg-Vorpommern) Foto: M. Wengelinski

UN-Naturschutzkonferenz

Kids for Earth

Aktion von Kindern und Jugendlichen bei der UN-Naturschutzkonferenz
"Urwälder sind Schatzkammern der Artenvielfalt und die Klimaanlage des Planeten“, sagte Paul Lüdemann (13) aus Delmenhorst, der zum Auftakt der Konferenz eine Rede vor den Regierungsvertretern auf der CBDEröffnungszeremonie hielt. „20 Prozent der weltweiten Treibhausgase stammen aus Abholzung und Brandrodung der Wälder. Das sind mehr klimaschädliche Abgase, als alle Autos und Flugzeuge der Welt ausstoßen! Wir Kids for Earth wollen, dass die in Bonn versammelten Politiker endlich die Zerstörung der letzten Urwaldparadiese beenden.“

Zum Auftakt der UN-Biodiversitätskonferenz (Convention on Biological Diversity, CBD) im Mai in Bonn standen Aktionen von Kindern und Jugendlichen im Blickpunkt der Öffentlichkeit, so eine Aktion der „Kids for Earth“. 500 junge Menschen aus Spanien, Holland, Brasilien, der Schweiz und Deutschland beteiligten sich an der fantasiereich gestalteten Aktion für den Urwaldund Klimaschutz. Zum Abschluss trafen sie auf dem Konferenzgelände Umweltminister Sigmar Gabriel, die Bonner Bürgermeisterin Bärbel Diekmann und den Generalsekretär der CBD, Ahmed Djoghlaf. Die als Urwaldtiere, Bäume und Schmetterlinge kostümierten Kinder und Jugendlichen übergaben dort 30 Säcke mit der Aufschrift „Post für Sigmar“. Damit stellten sie die Unterschriften von 115 000 Bundesbürgern zu, die von der deutschen Regierung mehr Urwald- und Klimaschutz fordern.

Seit Anfang März engagieren sich die „Kids for Earth“ für den Schutz der letzten Urwälder und den Klimaschutz. Die Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren haben Unterschriften für den Urwaldschutz gesammelt, Ausstellungen in ihren Schulen organisiert, Urwaldmotive gebastelt und gemalt. „Urwaldschutz ist Klimaschutz“, lautet die zentrale Botschaft der Kids for Earth. (Greenpeace Jugend)

Handelt, bevor die Natur verschwindet!

Bunte Vielfalt rettet die Wildkatze – Aktion der BUNDjugend
Knapp 6000 Delegierte aus 191 Ländern der Welt verhandelten im Mai in Bonn über Maßnahmen gegen das Artensterben und mittendrin präsentierte sich die dreizehnköpfige Gruppe der BUNDspechte aus Jüchen. Die Kindergruppe konnte auf der UN-Naturschutzkonferenz ihre Botschaften, Wünsche und Forderungen persönlich übermitteln. Den passenden Rahmen bildete die Ausstellung von 80 Kisten, in denen Kinder aus ganz Europa und China auf Einladung der BUNDjugend ihre Interpretation von „Vielfalt“ kreativ eingefangen hatten. In jeder der Schuhkarton großen Kisten steckte ein kleines Universum: Teichbewohner aus Knete protestieren gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes, die kleine Insel Baltrum im niedersächsischen Wattenmeer – eingefangen in Sand- und Meerwasserproben, Federn, Muscheln und Holz – oder ein typischer Mischwald, dargestellt durch Zapfen, getrocknete Blätter, Nüsse, Früchte und Fotos.

Nicola Moczek, Bundesgeschäftsführerin der BUNDjugend eröffnete mit den BUNDspechten die Ausstellung am Tagungsort: „Die Arbeiten der Kinder zeigen, das für sie Vielfalt weit mehr als Artenschutz ist. Sie kämpfen nicht nur für die biologische, sondern auch für kulturelle und soziale Vielfalt.“ Dies beweisen die vielen Einsendungen auch zu Spielen, Poesie, Musik und Essen. Die BUNDspechte überreichten Astrid Klug, Staatssekretärin im Umweltministerium, eine Collage. Zu sehen sind zwei verliebte Wildkatzen, die zunächst nicht zueinander kommen können: Sie werden von einem riesigen Autobahnkreuz getrennt. Zum Glück überspannt eine breite, grüne Brücke die Straßen. Die Forderung der jungen Umweltschützer: „Tiere brauchen geschützte Biotope und grüne Korridore!“. (BUNDjugend)

Aufbruch zum Schutz biologischer Vielfalt gelungen

Ergebnisse der UN-Naturschutzkonferenz aus Sicht des Bundesumweltministeriums
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel sieht in den Beschlüssen der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn ein weltweites Aufbruchsignal zum konkreten Schutz der biologischen Vielfalt. Als „Durchbruch“ bezeichnete Gabriel die Verhandlungen über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte Aufteilung des Nutzens (ABS).

Auch in anderen Bereichen wurden in Bonn wichtige Entscheidungen getroffen: Sehr viel klarer als bisher werden weitere Maßnahmen gegen den illegalen Holzeinschlag und den Handel mit illegal eingeschlagenem Holz auf nationaler und internationaler Ebene eingefordert. Für die Auswahl von Meeresschutzgebieten wurden wissenschaftliche Kriterien verabschiedet. Ziel ist es, bis zum Jahr 2012 ein weltumspannendes Netzwerk von Meeresschutzgebieten einzurichten.

Die Delegierten einigten sich auf eine hinsichtlich der biologischen Vielfalt nachhaltige Erzeugung und Nutzung von Biokraftstoffen und bekräftigten, dass die CBD bei diesem Thema künftig eine wichtige Rolle spielen soll. Zum Thema Gentechnik wurde beschlossen, dass ohne Risikoanalyse Vertragsstaaten das Recht haben, auf den Einsatz gentechnisch veränderter Bäume zu verzichten. Auch der Zusammenhang von Klimaschutz und Biodiversität war ein zentrales Thema. Die Zusammenarbeit zwischen der Biodiversitäts-Konvention und der Klimarahmenkonvention soll verbessert werden. Entsprechende Empfehlungen wurden verabschiedet.

Am Rande der offiziellen Verhandlungen präsentierte die deutsche Delegation zwei Initiativen, die auf große Zustimmung unter den Vertragsstaaten stießen: die Life- Web-Initiative und die „Business and Biodiversity“-Initiative. Die LifeWeb-Initiative wurde positiv aufgenommen, weil dadurch auf schnellem Wege und ohne formale Hürden die Finanzierung von neuen oder bereits bestehenden Schutzgebieten ermöglicht wird. Mit LifeWeb werden von Deutschland, aber auch von anderen Staaten zusätzliche Mittel unter anderem für die Finanzierung bestehender und neuer Waldschutzgebiete bereit gestellt.

Im Rahmen der Business and Biodiversity-Initiative präsentierten 34 internationale Unternehmen ihre Selbstverpflichtung, den Schutz der Biodiversität künftig in ihrer Geschäftspolitik zu verankern. Die Bandbreite der Firmen reicht dabei von Tourismus, Holzwirtschaft und Baubranche bis zu Finanzdienstleistungen, Lebensmittelwirtschaft und Naturkosmetik. (BMU)

"Der Fortschritt ist eine Schnecke ...“

Kritische Bilanz der Naturschutzverbände zur UN-Naturschutzkonferenz
Das zentrale Ziel der UN-Konferenz, das Artensterben bis 2010 zu stoppen, sei mit den Bonner Beschlüssen nicht zu erreichen, so der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger in seiner Bilanz der UN-Naturschutzkonferenz: „Gut dass es diese Konferenz gab. Nicht gut, dass über vieles zum x-ten Mal geredet wurde, ohne dass es durchgreifende Maßnahmen gegen die illegale Abholzung der Urwälder oder die Überfischung der Meere gibt“.

Damit Deutschland glaubwürdig bleibe, müsse es jedoch zunächst Defizite beim Naturschutz vor der eigenen Haustür abbauen. Erforderlich seien deutliche Verbesserungen beim Schutz des Wattenmeeres, der Alpen und der Buchenwälder. Dringlich seien zudem eine drastische Reduzierung des Flächenverbrauchs und die Förderung einer umweltschonenden Landwirtschaft. „Bereits vor vier Jahren hatte die Staatengemeinschaft beschlossen, mehr Schutzgebiete einzurichten und dafür ausreichend Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Außer Deutschland und Norwegen hat sich hierbei bis heute kein einziger der reichen Industriestaaten beteiligt“, kritisierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Positiv bewertete der NABU die Rolle Deutschlands als Gastgeber der Konferenz. Die Bundesregierung habe mit der fairen Beteiligung von Naturschutzverbänden und Indigenen sowie insbesondere mit den von Bundeskanzlerin Merkel angekündigten Finanzmitteln für den globalen Schutz der Wälder hohe Maßstäbe gesetzt. Zugleich wurde von der Kanzlerin auch das EU-weite Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ als europäischer Beitrag zum weltweiten Naturschutz hervorgehoben.

Impulse für weltweiten Naturschutz aus NRW

UN-Naturschutzkonferenz: Über 7000 Besucherinnen und Besucher in NRW-Ausstellung
Die Artenvielfalt zu bewahren sei ein Kernanliegen der Naturschutzpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen, so Umweltminister Eckhard Uhlenberg zum Abschluss der UN-Naturschutzkonferenz auf dem Empfang des Landes Nordrhein-Westfalen Ende Mai in Bonn. Es habe ihn besonders gefreut, dass NRW für seine freiwilligen Aktivitäten im Rahmen des Aktionsprogramms Countdown 2010 ausgezeichnet wurde. Durch die vielen Besucher und die Gespräche mit den internationalen Gästen sei es gelungen, Projekte und Maßnahmen zum Natur- und Artenschutz einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. „Wir hoffen damit Impulse gegeben zu haben für eine erfolgreiche Naturschutzpolitik auch in anderen Ländern“, so der Minister.

NRW-Zelt auf dem „Campus der Vielfalt“

Im Laufe der dreiwöchigen Veranstaltung informierten sich über 7000 Bürgerinnen und Bürger sowie die Delegierten der UN-Naturschutzkonferenz am NRWPräsentationsstand auf dem „Campus der Vielfalt“ in persönlichen Gesprächen sowie mit fachspezifischen Publikationen über viele Aktionen und Programme zum Natur- und Artenschutz in Nordrhein-Westfalen. Im Mittelpunkt des Interesses standen bei den Konferenzdelegierten die Themen Nationalpark Eifel (Welt-Naturerbe Beech-Forest), die 14 nordrhein-westfälischen Naturparke und, angeregt durch die Ackerwildkraut-Präsentation im NRW-Zelt, die Artenvielfalt bei nutzbaren Wildkräutern. Große Beachtung bei europäischen Delegierten und Vertretern anderer deutscher Länder fanden ebenfalls das Netzwerk Biologischer Stationen in NRW und das Langzeit-Vorhaben zur Renaturierung des kompletten Emschersystems nach Vorgaben der EUWasserrahmenrichtlinie. Gemeinsam hatten in dem NRW-Präsentationszelt die Nordrhein-Westfalen-Stiftung, die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, der Dachverband der Biologischen Stationen NRW, der Nationalpark Eifel für den Landesbetrieb Wald und Holz NRW, die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und die Emschergenossenschaft mit dem Lippeverband zu Kernthemen der Biologischen Vielfalt Nordrhein-Westfalens ausgestellt. Organisiert wurde die NRW-Präsentation vom NRW-Umweltministerium und der NUA.

10 Umweltmobile luden zum Experimentieren und Beobachten ein

Am 22. Mai 2008, dem Internationalen Tag der Biodiversität, machten 10 Umweltmobile aus verschiedenen Bundesländern und der Schweiz rund um Bonn Station und luden zum Spielen, Experimentieren und Beobachten ein. Mit dabei war auch der Umweltbus der NUA. An fünf Standorten wurde die Vielfalt der Lebensräume in Böden, in Gewässern, in Wäldern, von Flora und Fauna vorgestellt.

Rund 250 Delegierte aus rund 70 Staaten haben zudem am 24. und 25. Mai die Gelegenheit wahrgenommen, sich im Rahmen von Tagesexkursionen attraktive Ziele in NRW anzuschauen. Die Exkursionen führten in die naturnahen Eichen- und Buchenmischwälder des Siebengebirges, die arten- und blütenreichen Wiesentäler der Eifel, in das weltberühmte Neandertal mit einem Besuch des dortigen Museums sowie in den Emscherlandschaftspark.

Zum Empfang des Landes waren die Delegierten der Konferenz, ehrenamtliche und hauptberufliche Naturschützer sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft geladen. Neben Minister Uhlenberg sprachen der Staatssekretär des Bundesumweltministerium Matthias Machnig und die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann Grußworte. Am Ende des Empfangs fand die Staffelübergabe der Stadt Bonn an die japanische Stadt Nagoya statt, wo im Jahr 2010 die nächste UN-Naturschutzkonferenz stattfinden wird. Nach einer Bilanz des Countdown 2010-Prozesses wird es in Nagoya darum gehen, die Ziele für den internationalen Naturschutz neu zu setzen. (MUNLV / Peter Schütz / bst)

Fortschritte sehen die Naturschutzverbände bei der Erstellung von Kriterien für die Auswahl von Meeresschutzgebieten. Auch die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zu den Folgen der weltweit steigenden Produktion von Agrosprit sei ein Schritt in die richtige Richtung. Trotz der im Einzelfall positiven Ergebnisse der Konferenz sei das 2010-Ziel aber nach Einschätzung des NABU nicht zu erreichen. Es seien weder konkrete Beschlüsse zum Stopp der illegalen Abholzung der Regenwälder noch zum umwelt- und sozialverträglichen Anbau von Agrotreibstoffen beschlossen worden. (BUND / NABU / anl).

Biodiversität

Bildungskampagne „Wert der Vielfalt“
Kampagne der ANU NRW – 16 Bausteine für Globales Lernen
Die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) NRW hat über zwei Jahre eine landesweite Bildungsoffensive zur Biodiversität unter dem Titel „Wert der Vielfalt“ durchgeführt. Ziel dieser Kampagne war die Entwicklung exemplarischer Bausteine einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Zu vier Themenschwerpunkten wurden 16 Bausteine für Globales Lernen mit Blick auf unterschiedliche Zielgruppen entwickelt, erprobt und publiziert. An der Konzeption und Durchführung des Projektes haben sich Umweltbildner aus der ANU, aber auch verschiedene Fachexperten aus staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen beteiligt.

Boden und Bodenleben
Im Teilthema Boden und Bodenleben greifen zwei Module den Artenverlust durch die Bodenzerstörung für die Futtermittelproduktion und globale Agrarverflechtungen am Beispiel des Sojaanbaus in Brasilien auf. Die „Brasilianische Bodenassel Bodo“, die im Modul 1 Bodentiere bei uns besucht, belegt, dass diese komplexe Thematik auch schon mit Grundschülern und in Abwandlung mit Kindern im Vorschulalter bearbeitet werden kann. Zudem gibt es Module für die Zielgruppe Jugendliche und Erwachsene u. a. zu den Themen „Boden- und Landschaftsveränderung am Beispiel des Steinkohlebergbaus“ und. „Flächenverbrauch und Artenvielfalt“.

Klima und biologische Vielfalt
Im Teilthema Klima und biologische Vielfalt wird mit dem Modul Eisbär-Geburtstag Kindern im Alter von 5 bis 7 Jahren das Abschmelzen der Eismassen am Nordpol in spielerischer Form vermittelt. In einem weiteren Klimamodul für Vor- und Grundschule wird der Regenwald für uns alle nicht nur in seiner Schönheit vorgestellt, sondern am Beispiel von Produkten unseres täglichen Bedarfes die Beziehung zwischen unserem Leben in Deutschland und dem Regenwald hergestellt. Modul 7 beleuchtet den Wert des Regenwaldes speziell für die Zielgruppe der Sekundarstufe I und II. Unter dem Titel Weltraumgeburtstag wird für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren der Klimawandel der Erde aus der Perspektive von Astronauten behandelt.

Fremdarten, Nutzpflanzen und Wald
Weiterer Module befassen sich mit Fremdarten und Nutzpflanzen sowie dem Thema „Wald als Ressource“. Ein NEOBIOTA-Koffer stellt in einem Modul für das 5. bis 10 Schuljahr „fremde Arten“ auf Industriebrachen und an Flussläufen vor. In einem Modul zum Thema Wald wird für Vor- und Grundschule mit Hilfe von Waldameise und Fledermaus das Erlebnis „Strukturvielfalt schafft Artenvielfalt“ vermittelt.

Die 16 Bausteine für Globales Lernen sind – bisher nur in deutscher Sprache – in einer 86-seitigen Farbbroschüre ausführlich beschrieben. Alle Arbeitsblätter, Materialien und Darstellungen sind auf der beiliegenden CD enthalten. Erschienen ist die ANU Bildungsoffensive „Wert der Vielfalt“ als Band 14 in der Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung e.V. (Georg Tenger, Biologische Station Kreis Recklinghausen e. V. / anl)

Naturerlebnis und Biologische Vielfalt in NRW

NUA betreut neues Internetportal www.naturerlebnis.nrw.de
„Ich freue mich, die Aktivitäten zum Natur- und Artenschutz in Nordrhein-Westfalen für unsere Bürgerinnen und Bürger direkt erfahrbar machen zu können“, so Umweltminister Eckhard Uhlenberg bei der Eröffnung der Ausstellung „Mensch – Natur – Heimat – Biologische Vielfalt in NRW“ im Düsseldorfer Landtag. Die Ausstellung zeigt die erfolgreiche Arbeit nordrheinwestfälischer Initiativen zum Erhalt und zur Entwicklung der Artenvielfalt auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Sie wurde von der Naturschutzabteilung des LANUV zusammen mit der NUA entwickelt und ist bei der NUA, auch in Teilen, als Wanderausstellung ausleihbar.

Zudem schaltete der Minister im Landtag die neue, von der NUA entwickelte und betreute Internetseite www.naturerlebnis.nrw.de, frei. Auf dieser Seite können sich alle Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens über mehr als 350 unterschiedliche Angebote wie beispielsweise Wanderungen, Aktionen oder Ausstellungen rund um das Thema Natur- und Artenschutz in ihrer Region informieren. Viele Partner, wie zum Beispiel Biologische Stationen, Naturparke und Naturschutzverbände, haben mit Angeboten zu diesem Auftritt beigetragen. Interessierte Einrichtungen, Gruppen und Verbände sind eingeladen, sich mit ihren Angeboten einzubringen. (NUA)

Verblüffende Artenvielfalt im Ballungsraum

Emscherkonferenz: Vielfältiges Leben auf Industriebrachen und Grünflächen
In der Gebläsehalle des ehemaligen Stahlwerks von Thyssen-Krupp in Duisburg fand am 27. Mai eine Emscherkonferenz statt. Aus Anlass der zeitgleich stattfindenden UN-Naturschutzkonferenz ging es um das Thema „Biodiversität eines besonderen Landschaftsparks“. Die Emscherkonferenz wurde als eine gemeinsame Veranstaltung der Biologischen Stationen Östliches und Westliches Ruhrgebiet, des Regionalverbandes Ruhr (RVR), der Emschergenossenschaft (EG), der Emscherfreunde und der NUA durchgeführt.

Industriegebiet im Umbruch
Umgeben von unterschiedlichen Naturräumen (Niederrhein, Münsterland, Sauerland), deren Einflüsse sich auch im Ruhrgebiet noch bemerkbar machen, hat sich aus der sumpfigen Emscherniederung ein Industriegebiet entwickelt, das seit geraumer Zeit in einem strukturellen Umbruch steckt. Diese ungewöhnliche Entwicklung hat enorm viel Natur zerstört, bietet heute jedoch auf den verbliebenen Grünflächen und Brachen eine außergewöhnliche Artenvielfalt.

Die Emscherkonferenz kam deshalb auch schnell zu dem Ergebnis, dass dieser besondere Landschaftspark zwischen Dortmund und Duisburg die mit Abstand artenreichste Region von Nordrhein-Westfalen darstellt. Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieses Reichtums resultiert aus den besonderen Gegebenheiten. Große Brachflächen ließen Sukzessionsstadien zu, andere wurden durch Bergsenkungen feucht. Kanäle und Wasserläufe, Straßen, Autobahnen und Eisenbahntrassen schaffen in dieser Region ein zwar zerschneidendes aber auch sehr wirksames Verbundsystem. Diese besondere Infrastruktur macht es vielen Arten leicht, sich mehr oder weniger dauerhaft hier anzusiedeln.

Hoher Anteil an gefährdeten Arten
Nicht nur die vergleichsweise hohe Artenzahl im Landschaftspark macht stutzig, sondern auch der Anteil an Arten der „Roten Liste“ überrascht. Manche besonders gefährdete Art kommt nur in dieser so intensiv genutzten Zone vor. Gehölzreichtum in Industriewäldern, botanische Raritäten in ehemaligen Gleisparken, gute Wiederbesiedlung renaturierter Bachabschnitte und eine artenreiche Vogelwelt an Bergsenkungsseen: Dass sich trotz des hohen Flächenverbrauchs und der extremen Zerschneidung dieser Region eine solche Biodiversität eingestellt hat, liegt wohl an dem Reichtum an zum Teil seltenen Biotoptypen.

Industriebrachen besonders wichtig
Diese Artenvielfalt hängt besonders von der Menge beziehungsweise Größe der Industriebrachen ab. Über 10 000 Hektar nicht mehr genutzter Fläche sind ein großes Potenzial für die Natur aus zweiter Hand. Um den aktuell registrierten Artenreichtum dieser Region zu erhalten, müssen spezifische Pflegemaßnahmen durchgeführt werden. Besonders offene, vegetationsarme Standorte können dauerhaft nur durch spezielle Unterhaltungsmaßnahmen gesichert werden.

Wenn Industriebrachen allerdings wieder in größerem Maße folgegenutzt werden, um Freiflächenschutz an anderer Stelle gewährleisten zu können, dann wird diese jetzt vorhandene Biodiversität im Ballungsraum gefährdet. Es müssen wohl schwierige Einzelfallentscheidungen getroffen werden, bei denen zwischen dem Wert der Industriebrache für den Artenschutz und der Vermeidung von Flächenverbrauch an anderer Stelle (zugunsten einer Bebauung der Brache) abzuwägen ist.

Am 28. Mai fand dann zur Emscherkonferenz eine Exkursion statt, die sich immer wieder mit dem Spannungsfeld der Folgenutzung dieser Industriebrachen beschäftigte. Die Emscherkonferenz hat gezeigt, dass in diesem besonderen Ballungsraum sehr eigene Lebensräume entstehen können, die von einer unglaublichen Vielfalt an Arten begleitet werden. Das Erbe aus Natur-, Kultur und Industriegeschichte hier zu erhalten ist eine Zukunftsaufgabe, die eine ganze Region herausfordert. (G. Laukötter)




Waldpädagogik

NRW-Offensive für die Umweltbildung im Wald

Länderübergreifendes Waldpädagogik-Zertifikat in NRW
Die von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) unterstützten Studien „Jugendreport Natur“ der Universität Marburg haben wiederholt auch wissenschaftlich belegt, dass das heutige Lebensumfeld der Jugend durch eine zunehmende Technisierung und Medialisierung gekennzeichnet ist. Ihre Erlebniswelt und Begegnungen mit der Natur werden mehr durch Fernsehen, Videos und Computer als vom tatsächlichen, unmittelbaren Erleben geprägt. Das Bewusstsein sowie das Verständnis für die Bewahrung und eine naturverträgliche, nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Lebensgrundlagen geht immer mehr verloren. Vor diesem Hintergrund kommt gerade der Umweltbildung im Wald eine besondere Bedeutung zu.

NRW-Schulministerin Barbara Sommer, NRWUmweltminister Eckhard Uhlenberg, der Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz, Frank Dietmar Richter und die Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Marie-Luise Fasse, haben daher Anfang April dieses Jahres in einer gemeinsamen Erklärung eine Qualifizierungs-Offensive für die Waldpädagogik in Nordrhein-Westfalen eingeleitet. Im benachbarten Ausland wie in Österreich oder der Schweiz, aber auch bereits seit 2003 in Baden-Württemberg gibt es zur Gewährleistung eines pädagogisch- didaktischen und forstfachlichen Mindeststandards ein Waldpädagogik-Zertifikat. Die Landesforstverwaltungen in Deutschland haben diese Erfahrungen aufgegriffen und im April 2007 Rahmenregelungen für ein länderübergreifendes Waldpädagogikzertifikat beschlossen, wobei als bundesweite Klammer die Forstverwaltungen die Organisation und Trägerschaft übernehmen. Mit der am 1. April 2008 unterzeichneten Erklärung wurde der Landesbetrieb nun mit der Umsetzung beauftragt.

Ein Konzept, wie das länderübergreifende Waldpädagogik- Zertifikat in NRW konkret umgesetzt werden kann, wird in den nächsten Monaten erarbeitet. Den besonderen Verhältnissen und Strukturen entsprechend – in NRW gibt es eine Vielzahl an Akteuren und Einrichtungen im Bereich der Waldpädagogik – erfolgt dies gemeinsam mit der NUA, zumal diese über langjährige Erfahrungen mit Zertifizierungen verfügt und auch das Waldpädagogische Forum NRW an die NUA angegliedert ist. Nach der Sommerpause wird hierzu ein Workshop in Recklinghausen stattfinden. Unterzeichnet wurde die „Erklärung zur Umweltbildung im Wald in Nordrhein-Westfalen“ im Rahmen der Abschlussveranstaltung der „Aktion Waldjugendspiele“ im Düsseldorfer Landtag. An der 1998 gestarteten Initiative von SDW und Landesbetrieb Wald und Holz nehmen landesweit jedes Jahr zwischen 35.000 und 40.000 Grundschulkinder, also rund 20 Prozent eines Grundschuljahrgangs, teil. Das waldpädagogische Engagement von SDW und Landesbetrieb Wald und Holz hat in NRW eine lange Tradition und geht bereits auf die 50er Jahre zurück, als in Büren, Kreis Paderborn, das erste Jugendwaldheim in Nordrhein-Westfalen (1953) eröffnet und landesweit über 400 Schulwälder ausgewiesen wurden. Heute unterhalten SDW und Landesbetrieb 14 waldpädagogische Einrichtungen und sind bei vielen weiteren Waldbildungsstätten aktiver Kooperationspartner. (Gerd Naendrup, SDW)

Stellungnahme des Kuratoriums der NUA zu einer Waldpädagogik-Zertifizierung

In seiner Sitzung am 3. Juni 2008 hat das NUAKuratorium die Initiative für eine Zertifizierung von Waldpädagogen intensiv diskutiert und dazu einstimmig eine Stellungnahme beschlossen. Darin wird die Einführung eines solchen Lehrgangs begrüßt. Das Kuratorium spricht sich weiterhin für eine Mitwirkung der relevanten mit Umweltbildung befassten Verbände und Institutionen im Land NRW aus und verweist auf die besondere Kompetenz der NUA hinsichtlich der Entwicklung und Umsetzung von Zertifikatslehrgängen und Ausbildungsgängen. So sei die NUA von Anfang an Moderator der bundesweiten Steuerungsgruppe für den Lehrgangstyp „Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer“ (Beteiligte: BANU-Akademien, EUROPARC Deutschland, ANU, Naturwacht e.V, VDN).

Weiterhin heißt es in der Stellungnahme: „Das Kuratorium hält im Interesse der Lehrgangsqualität einschließlich gebotener Abstimmung/Abgrenzung der Lehrgangsinhalte mit anderen Lehrgängen die Zuordnung einer angemessenen Rolle für die NUA bei der Entwicklung und Umsetzung für geboten (z.B. als zertifizierende Stelle). (...) Das Kuratorium empfiehlt als nächsten Schritt zum Auftakt einen NUA-Workshop in Kooperation mit dem Landesbetrieb Wald und Holz für die oben genannten Zielgruppen.“ (NUA)

Impressum

Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA)
Siemensstr. 5
45659 Recklinghausen
Postanschrift: Postfach 101051
45610 Recklinghausen
Tel. 02361/305-0
Fax 02361/305-3340
E-Mail: poststelle@nua.nrw.de

www.nua.nrw.de


www.nuancen.nrw.de



Redaktion:
Adalbert Niemeyer-Lüllwitz (anl)
Tel. 02361 305-3335
(verantwortlich)

Bernd Stracke (bst)
Tel. 02361 305-3246

Volker Langguth (vla)
Tel. 02361 305-3333

Erscheinungsweise:
Die NUAncen erscheinen dreimal jährlich. Redaktionsschluss jeweils 15. März, 15. Juli, 15. November

Gestaltung:
Mumbeck – Agentur für Energie und Umweltmarketing, Wuppertal

Gestaltung der Internet-Version:
D. Lischewski Ö/K/O/M KG, Münster

www.oekom.com



Druck:
Druck Verlag Kettler, Bönen
Druck auf 100% Recycling-Papier

Ausgabe:
Nummer 30, 11. Jahrgang 2008
15.08.2008

Bezug:
kostenlos

ISSN:

1615-3057

Zum Titelfoto:
Mit viel Kreativität engagierten sich Jungendliche auf der UN-Biodiversitätskonferenz für den weltweiten Natur- und Artenschutz.

Foto: G. Laukötter

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